du und ich
für alle ab 2 Jahren
wer bin ich – wer bist du
warum muss ich lachen, wenn du lachst?
bin traurig, wenn du traurig bist
und freue mich am liebsten zusammen mit dir?
Ein Spiel mit 2 Menschen und 9 Tonköpfen,
mit wenigen Worten und Gesang.
Dauer: 30 Minuten, mit 15 Minuten Nachspiel
Premiere: Sonntag 30. März 2025, 16 Uhr HELIOS Theater


Team
Es spielen: Marylin Pardo, Mamadoo Mehrnejad
Idee und Inszenierung: Barbara Kölling
Bühne: Michael Lurse
Technik: Malte Kochanek und Benjamin Kurz
Theaterpädagogik: Christina Stöcker
Assistenz: Lina Abdulhadi
Pressestimmen
„Kommst du mit?“
Ohne viele Worte
Helios-Theater fasziniert mit Stück für Kinder ab zwei Jahren
Erst ist da nur ein Klumpen Ton. Die Frau wirft ihn auf den Boden, formt einen unförmigen Ball daraus. Im Saal des Helios-Theater im Kulturbahnhof ist es still. Mit dem Finger bohrt sie ein Loch in den Ton. Dann ein zweites daneben. Eine einfache Nase entsteht, ein Mund. Und schon haben die beiden Schauspieler auf der Bühne (Marylin Pardo und Mamadoo Mehrnejad) einen neuen Mitspieler. Vielleicht sogar einen neuen Freund.
Das rund 35-minütige Stück „du und ich“ entwickelte Regisseurin Barbara Kölling für ein Publikum ab zwei Jahren. Die Premiere am Sonntagnachmittag ist ausverkauft, viele der kleinen Besucher tragen noch Windeln. Trotzdem ist es erstaunlich ruhig im Saal.
„So, so und so!“ „Nein! So, so und so!“ Die wenigen Worte reichen und die Kinder verstehen: „Die haben Streit.“ Es geht um die Anordnung von Stöcken am Bühnenrand. Eine Szene, die auch schon die Kleinsten aus dem Alltag kennen. Einer macht etwas, ein anderer bringt es durcheinander. Gebannt schauen die Kinder zu, wie der Konflikt gelöst wird, indem die Schauspieler zu etwas anderem übergehen. Tonköpfe werden zu Figuren, später zu Freunden.
Das Stück funktioniert über Gesten und mit Geräuschen, mit leisem Gesang und Trommeln. Text gibt es kaum. Dennoch versteht man, dass es um Freundschaft geht, mit allem, was dazu gehört. Also auch Konflikte, Abgrenzung, Annäherung. Es ist berührend, mit welcher stillen Gelassenheit die beiden Schauspieler das junge Publikum in den Bann ziehen und beweisen, dass Kinderstücke eben nicht aufgedreht und laut sein müssen.
Das fängt schon vor dem eigentlichen Stück an. Gemeinsam wartet man auf niedrigen Bänken im Vorraum des Theatersaals, bis die Schauspieler hereinkommen, sich durch den Raum bewegen und einen Ball zuwerfen. Augenblicklich haben sie die Aufmerksamkeit der Kinder. Erst nach einer Weile schauen sie die Kleinen an. „Willst du mitkommen?“ Viele trauen sich noch nicht, folgen zögernd mit Eltern und Großeltern in den Theatersaal.
Wer möchte, bekommt am Ende einen eigenen Klumpen Ton, darf noch bleiben und etwas formen. Ein sehr gelungener Nachmittag.
MARION GAY
Mittwoch, 02. April 2025, Westfälischer Anzeiger Hamm
Foto: © Robert Szkudlarek
„Wir erzählen anders“
Helios Theater zeigt neues Stück für Zweijährige

Das Helios-Theater feiert am Sonntag, 30. März, um 16 Uhr im Kulturbahnhof mit „Du und ich“ die Premiere eines neuen Stücks für Zuschauer ab zwei Jahren. Die beiden Schauspieler Marylin Pardo und Mamadoo Mehrnejad agieren darin mit neun Tonköpfen, wenigen Worten und Gesang. Was das Besondere am Theater für die Allerkleinsten ist, erzählen die beiden Schauspieler im Interview mit Holger Krah.
„Du und ich“ ist ein Stück für Kinder ab zwei Jahren. Was ist der Unterschied für Sie als Schauspieler, wenn Sie für Zweijährige spielen, zu dem, wenn man für Jugendliche oder für Erwachsene spielt?
Marylin Pardo: Die Erzählform ist anders: Bei Stücken für Jugendliche geht ganz viel über Sprache; bei den ganz Kleinen erzählt man weniger mit der Sprache, und dadurch kriegt alles andere mehr Gewicht und mehr Bedeutung.
Was genau bekommt mehr Bedeutung?
Pardo: Bewegungen und auch der Umgang mit den Dingen auf der Bühne. Und wir treten auch immer wieder in Kontakt mit den kleinen Zuschauern, das macht man bei Jugendlichen, also in den Stücken für Ältere, eben nicht. Hier in „Du und ich“ gehen wir immer wieder mit dem Blick richtig raus aus der Szene und zeigen den Kindern: „Guckt mal, das machen wir gerade für euch.“ Zum Beispiel, wenn ich einen Tonklumpen nehme, dann gucke ich die Kinder an – und zwar so, dass die Kinder wahrnehmen: „Ich als Schauspieler habe hier einen Tonklumpen.“ Und dann lasse ich den Tonklumpen fallen, und dann gucke ich wieder raus aus der Szene, und sage: „Ah, habt ihr das gehört?“ Tatsächlich sage ich das nicht laut, sondern denke es bewusst mit. Wenn wir aus der Szene rausgehen und Kontakt mit den Kindern suchen, dann agieren wir immer mit diesem Subtext. Das macht man in einem Stück für Ältere nicht.
Mamadoo Mehrnejad: Für mich sehr auffällig war, dass Gesten wie „Daumen hoch“ für Erwachsene und Jugendliche eine Bedeutung haben. Aber für Zweijährige hat diese Geste keine Bedeutung. Umgekehrt: Wenn etwas laut ist, etwa wenn du diesen Tonklumpen zu Boden wirfst, nehmen Schüler das anders wahr. Kleine Kinder gucken wir in dieser Szene bewusst an und geben ihnen dadurch die Sicherheit, dass das nicht gruselig ist.
Pardo: Genau: Indem ich bewusst aus der Szene rausgehe, bekommen die Kinder das Signal: „Es ist alles gut, das war so geplant.“
Mehrnejad: Kleine Kinder müssen sich in der ungewohnten Umgebung sicher fühlen. Aber das bedeutet nicht, dass man immer lachen oder lächeln muss. Aber wir Schauspieler müssen ihnen zeigen, dass wir als Erwachsene da sind: „Wir passen auf alles auf, alles ist unter Kontrolle.“
Sie beide haben immer wieder den Ton angesprochen. In anderen Stückendes Helios-Theaters für die Allerkleinsten wird beispielsweise mit Holz oder Wasser gearbeitet.
Was ist das Spannende am Material Ton?
Mehrnejad: Mit Ton kann man etwas formen und es dann auf einmal zerreißen. Plötzlich ist etwas da und dann wieder weg: Also erst ist da ein Baum und dann nichts und dann ist da ein Mensch.
Pardo: Wir haben auf der Bühne die neun fertigen Köpfe aus Ton, aber wir formen auch immer wieder etwas aus Ton. Trotzdem ist „Du und ich“ anders als die Stücke „Holzklopfen“ oder „Ha zwei oohh“ eine Materialuntersuchung, wir haben auch andere Ebenen. Es geht um Freundschaft und Begegnungen...
Mehrnejad: …und Identität.
Manch einer mag glauben: Für einen Shakespeare-Dreiakter Text auswendig zu lernen und ihn zu spielen, ist viel schwieriger als eine halbe Stunde fast ohne Text für Zweijährige zu spielen…
Pardo: Nein, eine halbe Stunde für Zweijährige zu spielen, kostet genauso viel Energie und Konzentration wie eineinhalb Stunden für Erwachsene. Wenn ich sage, „ich spiele ein Stück für Zweijährige“, dann kommt auf die Reaktion: „Oh, wie süß.“ Ich denke mir dann: „Was ist denn daran süß?“ Natürlich sind die Kinder süß. Aber in dem, was ich tue, ist überhaupt nichts süß. Wahrscheinlich glauben manche Menschen, wir agieren hier mit Seidentüchern. Ja, wir haben eine andere Art zu erzählen. Aber die Ernsthaftigkeit ist bei „Du und ich“ die gleiche wie in unserem Stück über Friedel Dicker, die 1944 in Auschwitz ermordet wurde.
Samstag,29. März 2025, Westfälischer Anzeiger Hamm
Foto: © Robert Szkudlarek