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LOU

für alle ab 15 Jahren


Die Biografie von Louise Straus-Ernst ist die Geschichte einer Frau, die als Journalistin und unabhängige Denkerin Spuren hinterlassen hat – eine sehr persönliche Geschichte von Verlust, Liebe und Kameradschaft, Freiheit und Unterdrückung, Angst und Mut.
Tonaufnahmen, Projektionen und alte Charleston-Musik holen Vergangenes für einen Moment ins Jetzt und auf die Bühne.

Louise Straus wird 1893 als Tochter eines jüdischen Kaufmanns in Köln geboren. 1917 schließt sie ihr Studium der Kunstgeschichte mit einer Promotion ab. Während ihres Studiums lernt sie Max Ernst kennen. Kurz vor dem Kriegsende 1918 heiratet sie den später weltberühmten Maler. 1922 trennen sie sich und Louise zieht den gemeinsamen Sohn alleine groß. Sie arbeitet erfolgreich als Journalistin und Kunstkritikerin, bis sie 1933 auf der Flucht vor den Nazis nach Paris emigriert. Auch dort behauptet sie sich als Journalistin. Nach Kriegsbeginn versucht sie, in die USA auszureisen. Ihr Antrag auf ein Visum wird jedoch abgelehnt. Ende April 1944 wird sie verhaftet und am 30. Juni 1944, mit dem vorletzten Zug, nach Auschwitz deportiert.

 

PREMIERE: 14. November 2014, HELIOS Theater

Team

Inszenierung: Barbara Kölling und Team
Spiel: Babette Verbunt, Anna-Sophia Zimniak, Dorit Neumann, Roman D. Metzner
Musik: Roman D. Metzner und Team
Dramaturgie/Projektionen: Jolanda Uhlig
Stimme vom Band: Ulrike Brockerhoff

Louise Straus-Ernst

„Die tapfere, kleine Frau“, so hieß ich damals ganz allgemein. Man bewunderte mich, weil ich in einer schwierigen Situation mitten in die Arbeit hineingesprungen war und nur mit meinen eigenen Mitteln, mit dem, was ich wusste und konnte und mit irgendeiner angeborenen Geschicklichkeit und Anpassungsfähigkeit das Ganze „geschafft“ hatte, eine anständige Existenz für mich und meinen Jungen und sogar noch als angenehme Zugabe großes Ansehen und schließlich – auch nicht zu verachten! – freundliche Duldung für meine kleinen Eskapaden, die nicht immer ganz verborgen blieben.

„Die tapfere, kleine Frau“ hatte ja nach niemandem zu fragen. Sie stand auf eigenen Füßen. Sie durfte sich sogar Liebhaber erlauben. Das tat sie dann auch, „die tapfere, kleine Frau“, deren Tapferkeit nur die Angst vor dem Verhungern war.

Auszug aus Nomadengut, Louise Straus-Ernst 1941/42

Pressestimmen

Hammer Helios Theater macht Stück über Louise Straus-Ernst

HAMM - Die Handtasche einer jungen Frau ist plötzlich ein subversives Objekt. Ein Lippenstift gilt als verrucht. Ein Kleid und Schuhe landen ebenfalls auf einem Haufen mit Überresten eines Frauenlebens. Ein Schild wird an die Handtasche gelehnt: Entartet.

Am Helios-Theater entwickelt Regisseurin Barbara Kölling aus der Lebensgeschichte der jüdischen Journalistin Louise Straus-Ernst einen Strom von Texten, Musik und Bildern, eine fortlaufende Collage mit Anspielungen und Verknüpfungen, die in Auschwitz enden. Straus-Ernst wurde 1944 mit dem vorletzten Viehwagen-Transport deportiert und dort ermordet.

Louise Straus-Ernst wird auch vielen Literaturinteressierten wenig sagen. Sie teilt das Schicksal der meisten Frauen, die berühmte Männer heirateten: Man kennt sie als Ehefrau. Lous Mann war der Maler Max Ernst, bevor er weltberühmt wurde. Die Ehe scheiterte. In den 20er Jahren brachte sie ihren Sohn alleine durch. Helios-Regisseurin Barbara Kölling hat sich auf die Person Louise konzentriert: „Lou“ handelt von der Journalistin, die für die Zeit steht, die sie beschrieb. Louise studierte, promovierte sogar, nahm sich Liebhaber. Sie zelebrierte das ganze neue, aufregende städtische Leben der Weimarer Republik. Das spielen Anna-Sophia Zimniak und Babette Verbunt nach, indem sie je nach Szene Schuhe und Kleid überziehen, Charleston tanzen oder per Knopfdruck Louises Texte vom Band einspielen. Roman D. Metzner legt über die eingespielte Musik – Charleston und Chansons – mit Flügelhorn und Kontrabass eine weitere Tonspur, einen eigenen Kommentar. Schauspiel, Fotografie und Musik interagieren und schaffen gemeinsam eine weitere Ebene der Wahrnehmung: Chaos und Momente von Klarheit, Vernunft und Gefühl.

Schön, dass das Helios-Theater wieder ein Stück für Ältere gemacht hat. Es profitiert von der Erfahrung der Helios-Truppe, die in ihren Stücken für kleine und kleinste Kinder Themen und Ideen spontan erfahrbar macht. Dieses Prinzip erfährt in „Lou“ eine gelungene Übertragung. Den Rassenhass, den Wahnsinn der Verfolgung stellt Kölling durch die Groteske dar: Die beiden „Lous“ schminken sich Clownsgesichter und rufen das Elend der Unterdrückung mit Karnevalströten heraus; während vom Band eine Rede über die nationalsozialistische Frau als Hüterin des Lebens tönt, malen Zimniak und Verbunt auf Poster von BDM-Mädels mit Lippenstift Clownsfratzen.

Mit Lou und den Künstlern, Journalisten, Lebemännern und selbstbewussten Frauen, die die Nazis umbrachten, starb ein Lebenstil. Das Stück „Lou“ zeigt, wie die Deutschen im Rassenwahn sich selbst beraubten, indem sie ihre eigene Kultur in großen Teilen zerstörten. Kölling hätte nur noch ein paar Takte Wagner oder Beethoven einspielen müssen, um diesen Gedanken zu Ende zu bringen. Stattdessen mischen sich im Finale Schreibmaschinengeklapper, Töne und Musik vom Band und vom Kontrabass mit Fotos von Hitler und Eva Braun und dann vom Einfahrtstor nach Auschwitz-Birkenau. Kölling gelingt ein intensiver, berührender, aber niemals schriller Moment. Starker Applaus für ein intimes Stück.

Westfälischer Anzeiger, 18. November 2014, von Edda Bresky

 

Helios zeigt „Lou“

Chansons und Mutterkreuzreden, Fotos von Hitler und Eva Braun: Eine Lebensgeschichte mit einem Begleitstrom aus Fotos und Tönen hat das Helios-Theater auf die Bühne gebracht.

Das Stück „Lou“ über das Leben der Louise Straus-Ernst, Frau des Malers Max Ernst, wurde bei der Premiere am Freitag mit starkem Applaus bedacht. Es war der gelungene Versuch, Geschichte auf persönliche Art zu erzählen, belebt durch das engagierte Spiel von Babette Verbunt, Anna-Sophia Zimniak und Roman D. Metzner, der auch musizierte. Wer das Stück sehen möchte, hat dazu am 20., 21., 24. und 25. November Gelegenheit.

Westfälischer Anzeiger, 16. November 2014

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